Die Freiberger Aktivitas weiht eine neue Prunkfahne ein!
Die Freiberger Aktivitas beschäftigte sich schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken, wie schön es doch wäre, eine Prunkfahne zu besitzen, wie so viele andere studentische Verbindungen auch. Denn der BuH-Verein war bislang die einzige Freiberger Verbindung, die keine würdige Prunkfahne vorzeigen konnte. Gerade für die Teilnahme an den jährlichen Bergparaden war und ist es den Freiberger Bundesgeschwistern eine Herzensangelegenheit, sich mit Stolz zu präsentieren. Bisher wurde zu diesen Anlässen neben dem Tragen von Bergkitteln, Steigerhäckeln und Geleuchten auch unser gusseisernes Wappen und eine selbst angefertigte Fahne getragen, der man jedoch sofort ansah, dass sie eine kreative Notlösung war und bei weitem nicht mit all den anderen Prunkfahnen und Standarten mithalten konnte.
So entstand aus einer Schnapsidee – es war vielmehr eine Bieridee – das Vorhaben, sich um eine handwerklich auf höchstem Niveau gefertigte Prunkfahne zu bemühen. Schnell engagierten sich die Bundesgeschwister, erstellten ein Konzept und holten Angebote ein. Dabei lag uns sehr daran, eine Prunkfahne in Anlehnung an die verschollene Berliner Prunkfahne aus dem Jahre 1891 anfertigen zu lassen. Die Anhaltspunkte an das Aussehen und Informationen zur Entstehungsgeschichte boten dabei die Abbildung der Fahne und der Text auf den Seiten 42 und 43 in der Chronik „Die Geschichte des Berg- und Hüttenmännischen Vereins e. V.“ anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums aus dem Jahre 1961:
„Das SS 1891, von dem an die Anfertigung der eisernen Vereinswappen, vernickelt oder in Farben, auf dem Kgl. Eisenwerk Rothehütte i. H. hergestellt, üblich wurde, war von schweren finanziellen Sorgen belastet. Das 30jährige Stiftungsfest, die Anschaffung und Weihe der Fahne hatten namhafte Fehlbeträge in der Kasse zur Folge. Doch dank der Hilfsbereitschaft der AHAH brachte ein Rundschreiben der Aktivitas mit dem Hinweis auf die bestehende Notlage in kürzester Zeit aus allen Revieren so reiche Spenden, daß sie den großen Fehlbetrag sogar noch überdeckten und damit zur Gesundung der Kassenverhältnisse auch in den nächsten Semestern führten.“
In Freiberg scheiterte es all die Jahre jedoch am „nötigen Kleingeld“. Eine Neuanfertigung einer Prunkfahne allein aus Mitteln der Aktivitas zu finanzieren, wäre schlichtweg nicht möglich gewesen, denn ein derartiges Vorhaben hat eine Investition im mittleren vierstelligen Bereich zur Folge. So entstand zunächst die Idee der Freiberger Bundesgeschwister, die Kasse der Aktivitas über den Verkauf selbstgegossener bergbaulicher Motive und Embleme finanziell etwas aufzubessern. Dieses Vorhaben wurde jedoch schnell wieder aufgegeben, da man damit unter keinen Umständen die benötigte zu deckende Summe hätte aufbringen können. Weitere kreative Ideen und Ansätze wurden ebenfalls verworfen. Deshalb fiel aufgrund der fehlenden Finanzierung der Wunsch nach einer prächtigen Prunkfahne zunächst wieder in einen Dornröschenschlaf.
Zum Auftakt des Wintersemesters 2021/22 zeigten sich am Samstag, den 30. Oktober 2021, jedoch vollkommen unerwartet Parallelen zum Jahre 1891 auf: Zum Festkommers anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Freiberger Standorts, im Jahr 2011 als „Berg- und Hüttenleute zu Freiberg e. V.“ gegründet und 2013 in den BuH-Verein aufgenommen, verkündete der AHV-Vorstand in Person der AHAH Joachim Blank (X), Thomas Kießner (XX) und Werner Boehm (XXX) der Freiberger Aktivitas ein besonderes Jubiläumsgeschenk machen zu wollen. Die Rede war von der Stiftung einer Prunkfahne für das Freiberger Haus.
Von nun an drehten sich die Räder im Getriebe wieder. Bundesgeschwister, die sich in der Vergangenheit bereits bei der Planung der Prunkfahne verdient gemacht hatten, reaktivierten ihre Konzepte und Ideen. Bb Jürgen Sukow holte seine Skizzen und eingeholten Angebote wieder aus der Schublade und wurde in der Folgezeit vor allem durch Bb Hannes Brückner unterstützt. Beide übernahmen das Projekt federführend bis zum Ende, sie pflegten einerseits die iterativen Anpassungen in die Entwürfe ein und betreuten andererseits den Produktionsprozess bei der Freiberger Firma Stickerei Thiele.
Im Sommersemester 2022, am Freitag, den 17. Juni 2022, war es dann soweit: Die fertiggestellte Prunkfahne – sie ist vielmehr eine Standarte geworden – konnte von der Stickerei Thiele abgeholt und zum ersten Mal in die Hand genommen werden. Die vielen Monate der Planung zahlten sich aus. Aufgrund der am selben Abend stattfindenden Absolventenkneipe adH waren die Bundesgeschwister in festlicher Kleidung erschienen, was sich durchaus für das erste Gruppenfoto mit der Prunkfahne anbot. AH Michael Schröder war aufgrund seines Vortrags am vorhergehenden Tag noch in Freiberg zugegen. Die Absolventen AO Kim Müller (Dipl.-Ing.), AH Felix Neukirchner (Dipl.-Ing.) und AH Maximilian Hertrampf (Dr.-Ing.) durften ebenfalls in den Genuss kommen, auf jenem historischen Foto abgelichtet zu werden.
Nur wenige Tage später, am Sonntag, den 26. Juni 2022, konnte die Prunkfahne voller Stolz „eingetragen“ werden – man könnte in diesem Kontext von der feierlichen Einweihung sprechen. Es stand an jenem Sonntagmittag die traditionelle Bergparade anlässlich des 35. Freiberger Bergstadtfests an. Rund 30 Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine gestalteten diese aus. In Zahlen waren dies rund 800 Habitträger, davon etwa 150 Musiker. Zehn unserer Bundesgeschwister nahmen im Namen des BuH-Vereins an der Bergparade teil. Unsere schöne Prunkfahne stach aufgrund ihrer hellen Farbgebung aus allen heraus und zog merklich bei vielen Besuchern die Blicke auf sich.
Die Bergparade setzte sich nach geraumer Zeit in Bewegung und brach zum Berggottesdienst in den Dom St. Marien auf. Auch AH Florian Janecke hatte mit seinem Vater den Weg nach Freiberg auf sich genommen, um die Bergparade samt Gottesdienst mitzuerleben. Nach dem feierlichen Berggottesdienst zog die Bergparade aus dem Dom St. Marien wieder aus und machte sich zum Aufmarsch durch die historische Freiberger Altstadt bereit. Auf der Marschroute standen nach Erreichen des Schlossplatzes der Untermarkt, eine große Runde durch die Gassen entlang der Wasserturmstraße und Erbischen Straße bis hin zum Obermarkt, anschließend der Petriplatz und letztendlich erneut der Obermarkt entlang der Hauptbühne.
Hier wurden die einzelnen Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine begrüßt. Die Bergmusikkorps und -kapellen stimmten zum Bergzeremoniell an, bei dem einige Märsche bedeutender regionaler Bergstädte und zum Schluss das Steigerlied gespielt wurde. Es machten sich zahlreiche Besucher nach Freiberg auf, um jene Momente mitzuerleben. Schätzungen der Stadt Freiberg gehen von etwa 125.000 Besuchern über das gesamte Bergstadtfest hinweg aus, davon allein ca. 14.000 Zuschauer zur Bergparade.
Die Beteiligung des BuH-Vereins an den Freiberger Bergparaden zum Bergstadtfest und Christmarkt wird auch zukünftig stattfinden. Interessierte Bundesgeschwister der anderen Aktivitates und der Altherrenschaft sind herzlich eingeladen an den Veranstaltungen teilzunehmen. Nun bleibt uns nur zu hoffen, dass auch die zukünftigen Generationen jene berg- und hüttenmännische Traditions- und Brauchtumspflege würdig weiterführen und die Prunkfahne in Ehren halten werden.
Mit bundesgeschwisterlichem Glück Auf aus Freiberg!
Bb Patrick Reimann